Dienstag, 3. Juni 2008

Ein Mann mit Zukunft


Arthur Mutambaras Anhänger glauben, dass nur er Simbabwe in eine bessere Zukunft führen kann. Von Zukunft versteht der ehemalige Professor für Robotik, der auch schon für die US-Weltraumbehörde Nasa gearbeitet hat, immerhin so einiges. Doch jetzt muss der 42-Jährige sich erst mal um seine ganz private Zukunft kümmern. Denn Mutambara sitzt seit Sonntag in Haft, weil er Simbabwes Alleinherrscher Robert Mugabe beleidigt haben soll. Das Auswärtige Amt in Berlin sprach gestern von einem Einschüchterungsversuch und forderte die Freilassung Mutambaras. Ihm wurde ein Artikel zum Verhängnis, in dem er Mugabes Regierung als "illegitim" verurteilt hatte.

Die vergleichsweise sanfte Kritik passt zu Mutambaras Image. Mehr taktisch als konfrontativ nennen ihn seine Freunde, einen hundertprozentigen Pragmatiker seine Gegner. Vor drei Jahren hat sich Mutambara mit Morgan Tsvangirai, dem Chef der oppositionellen "Bewegung für demokratischen Wandel" überworfen und kurze Zeit später die Führung einer Abspaltung der Bewegung übernommen. Viele schlossen sich ihm deshalb an, weil sie einen Kompromiss zwischen den beiden lautstarken Autokraten an der Spitze von Regierung und Opposition suchten. Südafrikas Präsident Thabo Mbeki, selbst ein Pragmatiker, soll Mutambara seine Unterstützung auf dem Weg nach oben zugesagt haben.

Im Wahlkampf wollte Mutambara, zuletzt Direktor des Afrikanischen Instituts für Wirtschaft und Technologie, es allen recht machen: Wir wollen Menschenrechte und ein Ende der Wirtschaftskrise sofort, griff er den seit der Unabhängigkeit regierenden Mugabe an. Doch zugleich warf er dem Westen vor, für die Wirtschaftskrise mit verantwortlich zu sein. Zudem dürfe Landpolitik nicht im Interesse weißer Farmer, sondern aller Simbabwer gemacht werden. Auch deshalb wurde Mutambara nie den Ruf los, ein Mann von Mugabes Gnaden zu sein.

Auch deshalb glauben manche, dass die Festnahme Mutambaras gerade noch rechtzeitig kam, um politisch relevant zu bleiben. Der ehemalige Studentenführer will vom erhofften Sieg Tsvangirais bei der Stichwahl Ende Juni profitieren. Einen Schritt ist Mutambara seinem ehemaligen Widersacher schon entgegen gekommen: Die zehn Abgeordneten seiner Partei, so kündigte Mutambara unlängst an, würden mit Tsvangirais Fraktion zusammenarbeiten. Der braucht die Stimmen, um im Parlament seine Mehrheit gegen Mugabe zu behaupten.

Doch selbst wenn Mugabe, wie viele erwarten, die Wahl zu seinen Gunsten fälschen sollte - ohne Fälschung ist ein Sieg Mugabes unmöglich - wüsste Mutambara die Chance wohl zu nutzen. Gemeinsam mit seinem Mitstreiter Simba Makoni, der für Mutambaras Partei als Präsidentschaftskandidat antrat, könnte er eine "konstruktive" Opposition für sich in Anspruch nehmen - anders als Tsvangirai, der für Mugabe und seine Anhänger ein rotes Tuch ist.

Zwar will die Mehrheit der Wähler den Wandel, weshalb Pragmatiker in der schlimmsten politischen und wirtschaftlichen Krise in Simbabwes Geschichte nicht hoch im Kurs stehen. Doch auf lange Sicht könnte Mutambaras Strategie des Sowohl-als-auch sich auszahlen. Kein Wunder - mit Zukunft kennt der Mann sich schließlich aus.

(Copyright Berliner Zeitung, 3.6.2008)