Mittwoch, 6. Februar 2008

Rebellion wird zum Regionalkonflikt


Was vergangene Woche als Putschversuch tschadischer Rebellen gegen den autoritären Präsidenten Idriss Déby begonnen hat, weitet sich immer mehr zu einer regionalen Krise aus. Die Rebellenorganisation JEM aus dem sudanesischen Darfur erklärte gestern, ihre Truppen seien in den Osten Tschads eingerückt. "Dort haben wir sudanesische Truppen zurückgeschlagen, die die Grenzstadt Adré angegriffen hatten", sagte ihr Kommandeur Abdelaziz el Nur.

Tschadische Rebellen warfen der von Débys Regierung unterstützten JEM vor, dem Präsidenten im Kampf gegen die Aufständischen beistehen zu wollen. Die Zahl der loyalen Soldaten, die Déby unterstützen, wird auf wenige tausend geschätzt. Tschads Außenminister hatte schon am Montag den Sudan für die Rebellion im Tschad verantwortlich gemacht und mit einer Invasion im Nachbarland gedroht.

Die Aussichten waren jedoch unklar. Die Armee hat die Hauptstadt N'Djamena unter Kontrolle, dennoch ist die Lage nach den Kämpfen der vergangenen Tage angespannt. Eine Sprecherin der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen sagte, die Straßen seien voller fliehender Bewohner. Nach Angaben des Roten Kreuzes sind bei den jüngsten Kämpfen mehrere hundert Zivilisten getötet worden. Die Zahl der Verletzten wurde auf 1 000 geschätzt.

Débys Präsidialgarde macht unterdessen Jagd auf Regimekritiker. Journalisten im Tschad berichteten von mindestens drei Bürgerrechtlern, die aus ihren Häusern an unbekannte Orte verschleppt worden seien. Eine Menschenrechtsanwältin sei knapp entkommen.

In der kamerunischen Grenzstadt Kousseri harren 20 000 Flüchtlinge aus, viele von ihnen unter freien Himmel. Insgesamt sollen 30 000 Menschen auf der Flucht sein. Das UN-Flüchtlingshilfswerk vor der Stadt ein Auffanglager vor.

(Copyright Berliner Zeitung, 6.2.08)