Donnerstag, 11. Oktober 2007

Sudanesische Armee schürt Bürgerkrieg in Darfur


Als die sudanesische Armee ihren Angriff auf die Stadt Haskanita beendet hatte, standen nur noch die Schule und die Moschee. Die restlichen Häuser waren niedergebrannt. Tausende Menschen waren geflohen. "Wir haben Fotos von sudanesischen Panzern in Haskanita", erklärt der Sprecher der gegen die Regierung kämpfenden "Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit" (JEM), Harun Abdul Hamid. Die Rebellen haben keine Panzer - und sie haben auch keine Kampfbomber, die drei Tage nach dem Angriff auf Haskanita am Montag das 90 Kilometer entfernte Mohajiriya unter Beschuss nahmen. "Das Dorf wurde aus der Luft bombardiert, und nur die Regierungsarmee hat Flugzeuge", bestätigt der Kommandeur der Friedenstruppen der Afrikanischen Union (AU), Martin Luther Agwai. Mindestens 40 Menschen starben. Dabei hofften vor wenigen Wochen, als die zersplitterte Rebellenbewegung sich unter UN-Vermittlung endlich zusammengerauft hatte, manche auf ein mögliches Ende des seit mehr als vier Jahren tobenden Konflikts im Westen Sudans.

Am 27. Oktober sollen Rebellen und Sudans Regierung in Libyen zu neuen Friedensgesprächen zusammenkommen. Doch mehrere Rebellengruppen haben bereits angekündigt, nicht zu kommen. Die in Mohajiriya überfallene Rebellengruppe SLM unter Führung von Minni Minnawi, der im Mai 2006 als einer von wenigen einen Frieden mit Khartum unterzeichnet hatte, wirft Sudans Regierung eine Politik der verbrannten Erde vor. Menschenrechtler warnten gestern bereits vor neuen Angriffen. Der britische "Aegis Trust" warnt vor Angriffen der mit der Regierung verbündeten Dschandschawid-Milizen auf Nyala, das Zentrum im Süden Darfurs, von wo Hilfsorganisationen ihre Arbeit koordinieren. Und Tawanda Hondora von Amnesty International erklärte: "Die Armee sammelt sich, um mehrere von Rebellen kontrollierte Dörfer im Norden Darfurs anzugreifen." Sie befürchtet, dass vor allem die Zivilbevölkerung Opfer der Kämpfe wird. Die Zahl von 7 000 Soldaten unter AU-Mandat, die sie schützen soll, gilt als vollkommen unzureichend. Die 26 000 Blauhelme, die unter Mandat von AU und UN stehen sollen, werden frühestens im nächsten Jahr erwartet. Insgesamt sind seit Beginn des Darfur-Konflikts 2003 UN-Schätzungen zufolge starben mindestens 200 000 Menschen.

(Copyright Berliner Zeitung, 11.10.2007)