Dienstag, 7. August 2007

Darfur-Rebellen einigen sich


Einen Tag später als geplant, aber dennoch gut gelaunt, traten die Führer der Darfur-Rebellen am Montag vor die Presse. "Wir haben gemeinsame Positionen erarbeitet, mit denen wir in Friedensgespräche mit Sudans Regierung gehen können", erklärte der Sprecher der Bewegung für Gerechtigkeit und Gleichheit (JEM), Achmed Hussein Adam, zufrieden. Die Chefs der anderen sieben Rebellengruppen nickten. Wenn es nach ihnen geht, können die Verhandlungen mit Khartum beginnen - in den kommenden zwei bis drei Monaten soll es soweit sein.

"Die Rebellen haben ihr Bestes gegeben", lobte der AU-Sonderbeauftragte Salim Achmed Salim die Rebellen. Man befinde sich jetzt in der heißen Phase unmittelbar vor neuen Friedensgesprächen. Die Verständigung auf einen gemeinsamen Forderungskatalog der zerstrittenen Rebellengruppen gilt als ein Schlüssel, um die Kämpfe in der westsudanesischen Krisenregion zu beenden. UN und Afrikanische Union (AU), die ab Freitag zu dem Treffen hinter verschlossenen Türen in einem luxuriösen Ferienclub nahe der tansanischen Stadt Arusha geladen hatten, wollen den Fehler vermeiden, den sie bei den Friedensgesprächen in Nigerias Hauptstadt Abuja vor einem Jahr gemacht haben. Damals drängte die internationale Gemeinschaft auf ein Abkommen um jeden Preis - das dann jedoch nur eine einzige der damals noch drei Rebellengruppen unterschrieb. In der Folge spalteten sich die Rebellen, Kämpfe und Gewalt in Darfur nahmen zu.

Diesmal, wo die diplomatisch unerfahrenen Rebellen sich zumindest untereinander geeinigt haben, soll alles anders werden. Eine der Hauptforderungen der Rebellen sind Entschädigungen für Gemeinden und Einzelpersonen, die durch den seit vier Jahre anhaltenden Konflikt Schaden erlitten haben. Mehr als zwei Millionen Menschen leben in überfüllten Flüchtlingscamps, weil sie vor den Kämpfen geflohen sind. Dazu kommen Garantien für Landbesitz, die Bildung einer von allen Seiten akzeptierten Regionalregierung für Darfur und die Beteiligung der Rebellen an der Regierung in Khartum nach dem Vorbild der südsudanesischen Volksbefreiungsarmee (SPLA). Hilfsorganisationen und den vom UN-Sicherheitsrat vor einer Woche beschlossenen 26 000 Blauhelmen sichern die Rebellen schon jetzt freien Zugang in ganz Darfur zu.

Doch bis diese Positionen mit Sudans Regierung diskutiert werden können, scheint es noch ein langer Weg. Einer der einflussreichen Rebellenführer, Abdelwahid el Nuur, hatte seine Teilnahme in letzter Minute ganz abgesagt. "Salim ist ein Lügner, wir akzeptieren ihn nicht als Vermittler", so el Nuur forsch. Außerdem werde die Regierung in Khartum ohnehin jede Einigung hintergehen. 'Wir brauchen keine neuen Resolutionen, wir brauchen die Umsetzung der vorhandenen." Zwar kontrolliert Nurs Fraktion der Sudanesischen Befreiungsarmee nur einen kleinen Teil Darfurs, doch bei den Flüchtlingen genießt er großen Rückhalt. Noch größer aber dürfte der Widerstand in Khartum sein. Sudans Regierung, die sich zunächst nicht zu der Einigung äußerte, hatte öffentlich immer Gesprächsbereitschaft mit den Rebellen angekündigt. Zugleich weigert sie sich aber, den Inhalt des vor einem Jahr in Abuja unterschriebenen Friedensabkommens neu zu verhandeln. Doch das dürfte unumgänglich sein, wenn es wirkliche Fortschritte geben soll.

Gezielte Ansiedlung von Arabern

Dass Sudans Regime nicht sonderlich kompromissbereit ist, bewies am Wochenende die Abwesenheit des einflussreichen Rebellenkommandeurs Suleiman Jamous. Jamous steht im Sudan praktisch unter Arrest. Auch Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu hält Jamous für eine Schlüsselfigur und fordert dessen Teilnahme.

Doch Khartum weigert sich bislang einzulenken. Ein vertraulicher UN-Bericht, der am Montag bekannt wurde, wirft Khartum zudem vor, tausende ethnische Araber aus Nachbarländern gezielt in Darfur anzusiedeln und damit die schwarzafrikanischen Rebellen zu schwächen.

(Copyright Berliner Zeitung, 7.8.07)